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Elektronium und E-Vox

Das HOHNER-Electronium

1952 stellte die Matth. HOHNER AG zum ersten Mal ein bahnbrechendes Forschungsergebnis auf dem Gebiet der elektronischen Musikinstrumente vor. Das "HOHNER-Electronium" des weithin bekannten Instrumentenkonstrukteurs Ing. René Seybold aus Straßburg. Es standen anfangs drei Modelle zur Auswahl:

1. Electronium A(kk) Electronium in Akkordeonform;
2. Electronium P als Zusatzinstrument zum Klavier;
3. HOHNER-Vox Electronium als Kombination mit normalem Akkordeon.

Das Electronium selbst ist zwischen 1958 und 1981 jeweils modernisiert worden, vor allem was die technischen Belange betraf, das Electronium P ist längst von der E-Orgel, vom String-Performer etc. abgelöst worden, und die HOHNER-Vox beinhaltet heute als Kombination eine komplette E-Orgel. So zum Beispiel 1982 die HOHNER-VOX 4P oder K mit der kompletten Elektronik der E-Orgel D 98.

Electronium 1954 1 Electronium 1954 2

Die ersten Modelle waren von der Bedienungsseite her eher kompliziert. Es waren 16 Kippschalter, 1 Oktavschalter, 1 Kombinationsschalter, 1 Vibratordrehscheibe und 2 Stimmdrehknöpfe als Bedienungselemente vorhanden. Um von einer auf die andere Klangfarbe umschalten zu können, waren oft bis zu 8 Schalter zu betätigen. Die Klangfarben-Tabelle veranschaulicht die mannigfachen Schaltvorgänge.

1958 werden dann die Kippschalter durch einen sog. "Läufer" ersetzt. Ein Schiebering war mit einer Schaltwalze verbunden worden. Mit Hilfe des Schieberinges, den man am rechten Verdeck des Instrumentes entlang schob, war das Umschalten schneller zu bewerkstelligen. Die Klangfarben waren außerdem am Verdeck abzulesen, so dass eine eigene komplizierte Tabelle entfallen konnte.

Jetzt brauchte man in den Noten auch nur mehr angeben, welche Einstellung und welche Oktavschaltung zu schalten war. Schlug nun Werner Niehues in seiner ersten Spielanleitung 1954 ein Kästchen mit den Schalthinweisen vor, so beschränkte man sich seitdem nur auf Klangfarben-Hinweise. Die 21 programmierten Klangfarben konnten ja leicht abgelesen werden. Mit dem Anbringen der Fußbezeichnungen tat man nur noch ein Übriges, um die Klanghöhe präzise festzulegen.

1981 kam dann das "HOHNER Electronium N" auf den Markt, wo dann der Läufer durch LED-Anzeige und Schalttasten ersetzt worden war. In der Zwischenzeit ersetzte man die Röhren durch Transistoren, und das neue Instrument ist nach den neuesten Erkenntnissen der Elektronik gebaut worden. Von den Klangfarben her verzichtete man auf einige Kombinationsregister (Mixturen) und setzte die Panflöte und den E-Bass dazu.

Das Electronium umfasst heute folgende Klangfarben:

Klangfarben-Electronium

Durch Verstellen des Oktavschalters kann in 2 oder 3 verschieden hohen Tongebieten gespielt werden. Als enorm musste schon 1952 der Tonumfang des Electroniums angesehen werden: Kontra E bis e’’’’, heute bis a’’’’!


Die Spielweise:

Das A und O des Electroniumspiels ist die richtige Bewegung des Balges. Weichheit oder Härte eines Tones, Artikulation und vor allem Phrasierung hängen davon ab. Im Inneren des Balges befindet sich eine patentierte federartige Vorrichtung, deren Spannung oder Entspannung die verschiedensten Tonstärken ergibt. Die Tasten haben nur sekundäre Aufgabe. Ob sie jetzt weich oder hart gedrückt oder angeschlagen werden, auf die Tonstärke und Tongestaltung hat dies keinen Einfluss.

Es ist das eigentliche Prinzip des Electroniumspiels, dass das Greifen der Tasten und die Bewegung des Balges in einer Wechselwirkung stehen.

a) weicher Ansatz des Tones: vor oder unmittelbar beim Greifen den Balg etwas "auf"-bewegen;
b) harter Ansatz: zuerst den Balg rasch etwas aufbewegen, dann erst die Taste greifen;
c) das Abklingen: bevor die Taste verlassen wird, ist in jedem Fall der Balg zu entspannen bzw. etwas nach rechts zu bewegen.

In den ersten Jahren der Existenz des Electroniums wurden viele Versuche unternommen, um das Instrument in verschiedenen Musizierformen zu zeigen. Man versuchte, das Electronium in die Kammermusik einzufügen, was allerdings ebenso wie der Versuch, es in der Tanz- und Unterhaltungsmusik zu etablieren, zu keinem durchschlagenden Erfolg führte.

Nicht allein durch seine Akkordeonform, sondern wegen der klanglichen Bereicherung des Akkordeon-Orchesters ist das Electronium zu einem festen Bestandteil in diesem Klangkörper geworden. In den letzten Jahren entstand fast keine Komposition mehr, die im Satz das Electronium nicht berücksichtigt. Viele Orchester besitzen heute nicht nur ein Instrument, und ein kompletter Bläsersatz kann z. B. Verwendung finden. Das Electronium ist einfach aus der Akkordeon-Orchestermusik nicht mehr wegzudenken.

 

Die HOHNER-Electravox de Luxe

Neben den monophon spielbaren Elektronien ("monophon" bedeutet, dass beim gleichzeitigen Drücken mehrerer Tasten nur einer – der höchste – Ton erklingt) besitzt unser Ensemble auch mehrere HOHNER Electravox, kurz "E-Vox" genannt. Lange Jahre bestimmte dieses Instrument – gespielt von unserem "Chef" – den typischen "Schwerdberger-Sound" der Schwabacher Akkordeon-Orchester, hauptsächlich in Verbindung mit einem Leslie-Lautsprecher der Fa. Solton.

Im Folgenden möchten wir Ihnen einige Informationen geben zur "E-Vox" (Auszug aus der Broschüre "Musikalische Möglichkeiten" der Fa. HOHNER) und zum Leslie (Auszug aus der Internet-Enzyklopädie www.wikipedia.de ). Zusätzlich können Sie sich zur "E-Vox" einige Originaldokumente als PDF-Dateien downloaden (Achtung – 3,5 MB).

E-Vox Register E-Vox Typenschild

Die HOHNER-Electravox de Luxe – Das Instrument

Mit der HOHNER-Electravox de Luxe ("E-Vox") wurde für den Musikfreund, vor allem für den Akkordeonisten, ein Instrument geschaffen, das alle optimalen Registriermöglichkeiten einer großen elektronischen Orgel bietet. Mit spielerischer Leichtigkeit wird Dynamik und Lautstärke mit Hilfe der Balgkassette beherrscht.

Jeder Kraftaufwand erübrigt sich. Der Potentiometer im Innern des Balges reagiert auf die feinste Nuance des Spielers. Obgleich der Spieler vom Akkordeon her ihm bekannte Dinge wie Tastenmensur oder Baßtasten usw. vorfindet, ist in der Anfangszeit doch eine gewisse Anpassung an die neue Art zu spielen erforderlich. Diese Umstellung bezieht sich vor allen Dingen auf die für ihn ungewohnte, mehr als Schwellbewegung zu bezeichnende Balgarbeit. Im Gegensatz zum Akkordeon, bei dem der gute Spieler die Zug- bzw. Druckbewegung des Balges so geschickt setzt, daß keine musikalische Phrase unterbrochen oder zerrissen klingt, haben wir bei der Electravox de Luxe aufgrund der Konzeption einer elektronischen Orgel schon bei der kleinsten Öffnung der Balgkassette einen Dauerton bei gedrückter Taste. Dieser nun erklingende Ton kann vom pianissimo bis fortissimo crescendiert werden. Erreicht wird dies durch kontinuierliches Offnen der Balgkassette bis zum Anschlag. Der gegenteilige Effekt also fortissimo bis pianissimo wird erreicht, indem man dem Federdruck der Balgkassette weich nachgibt. Neu für den Akkordeonspieler dürfte auch die Bezeichnung der Register in Fußlagen sein, obgleich hier zwischen Akkordeon und Electravox eine elementare Verwandtschaft besteht. Spricht der Akkordeonist von einchörig, tiefer Oktave, Tremolo, Doppeloktave usw., spricht man bei der Electravox von Registern und Fußzahlen. So kompliziert es klingen mag, so einfach ist die Definition. Unter der Bezeichnung ,Fuß' verstehen wir eine Maßeinheit von etwa 30 cm. Registrieren wir einen 8' bei der Electravox (dem Grundregister beim Akkordeon entsprechend), so würde z. B. bei einer klassischen Orgel eine 8 x 30 cm = 2,40 m hohe Orgelpfeife erklingen. Damit sind wir schon beim Ursprung der Fußbezeichnung, die bei der klassischen Kirchenorgel die Höhe der Pfeifen bezeichnet. Ebenso neu sind für den Akkordeonisten fremdartige Ausdrücke wie Percussion, Repeat, Sustain usw. Mit der Erläuterung, die im Anschluß an diese kleine Einführung erfolgt, wird auch hier eine Lücke geschlossen.

Immer wieder wird vom Akkordeon-Spieler die Bemerkung gemacht, daß ein Baß-Soli wie es z. B. bei einem Marsch üblich ist, auf dem Electravox-Baß-Manual nicht spielbar ist. Als Antwort hierauf erlauben Sie einen Vergleich mit der elektronischen Orgel, die ja nicht über mehr Tonumfang im Baß als die Electravox verfügt, wo auch auf dem Baß-Pedal keine Baß-Soli gespielt werden. Der Baß auf der Electravox hat eine Grundbaß-Funktion, ähnlich dem String-Baß beim Tanzorchester. Baß-Soli sollten bei der Electravox auf dem Diskant-Manual im 16' gespielt werden.

Bei der Registrierung eines solchen neuartigen elektronischen Instrumentes müssen wir grundsätzlich in Registerverwandtschaften denken, d. h. Flötenchöre zusammengekoppelt (also 16', 8', 4', 2') ergeben das Tutti. Natürlich kann hierzu auch eine Quinte 5 1/3 oder 2 2/3 bzw. Streicher 4' registriert werden. Mit dem Zuschalten von Oboe oder Cornet sollte man sparsam sein, da diese sehr hellen Klangfarben den Tutti-Klang verhärten. Die Zweikanaligkeit der Electravox erlaubt es uns, den Baß wirklich als zweites Instrument zu hören. Über einen Baßeingang des Verstärkers gegeben, können wir den Baß ohne Hall bzw. Echo spielen und den Tiefenregler individuell einstellen. Der Diskant erfordert wieder eine völlig andere Behandlung des Höhen- und Tiefenreglers, die wiederum für den Baß ungeeignet ist. Hieraus resultiert also: Um zum Beispiel optimal über einen kleineren Kofferverstärker zu spielen, werden Baß und Diskant getrennt über zwei verschiedene Kanäle des Verstärkers gegeben.

akk1

 

Vorschläge für die Anschlußmöglichkeiten der Electravox de Luxe an folgende Verstärker:

- HOHNER-Orgaphon 55
- HOHNER-Orgaphon 60 N mit Leslie-Box 16
- HOHNER-Orgaphon SR 76 mit OTS 100 und Leslie-Box 16
- HOHNER-Orgaphon SR61 mit Leslie-Box 16


Der Leslie

Ein Leslie - oder genauer: Leslie Lautsprecher-Kabinett - ist eine aktive Lautsprecherbox für elektronische Orgeln. Benannt ist das Leslie nach seinem Erfinder Don (Donald) Leslie. Das Original-Leslie wurde ursprünglich für die Hammond-Orgel konstruiert und prägte deren Klang entscheidend mit.

Das Prinzip

Herausragendes Merkmal eines Leslie sind die rotierenden Lautsprecher. Sinn der Rotation ist die Erzeugung eines Vibratos, das heißt, eine Modulation der Tonhöhe durch Ausnutzung des Doppler-Effekts.

Wenn sich der rotierende Lautsprecher vom Zuhörer entfernt, wird damit der Ton tiefer. Gleichzeitig nähert er sich aber der gegenüberliegenden Wand, die daher mit einem höheren Ton beschallt wird, den sie auch in Richtung des Zuhörers reflektiert. Dies geschieht zu jedem Zeitpunkt in alle Richtungen des Raumes. Der Zuhörer erfährt damit ein sehr komplexes Klangbild, das weit über ein Vibrato hinaus geht und den Hammondsound unverwechselbar macht.


Die Technik

Beim originalen Leslie rotieren allerdings nicht die Lautsprecher, sondern deren Schalltrichter. Die Lautsprecher sind liegend eingebaut, die Schalltrichter (Rotoren) rotieren in der Ebene. Das macht die Konstruktion robuster, da sonst elektrische Schleifkontakte notwendig werden.

Das Leslie ist als Zweiwege-System aufgebaut, mit getrennten Lautsprechern für den Hochton- und den Bassbereich. Die Rotation der entsprechenden Rotoren ist darauf abgestimmt: der Hochtonrotor rotiert, beschleunigt und verzögert schneller als der Bassrotor.

Die Rotation wird in drei Stufen über ein Fußpedal gesteuert. Akustisch besonderes reizvoll sind die bei Beschleunigung und Verzögerung auftretenden Effekte.

Weitere Bestandteile des Leslie sind der eingebaute Verstärker sowie eine Halleinheit, die mit einer Hallspirale aufgebaut ist.

Nachbauten

Verschiedene Hersteller haben immer wieder versucht, den Klangcharakter eines Leslies auf elektronischem Weg nachzubilden. Da jedoch der typische "schwirrende" Klang eine Kombination aus Vibrato, Tremolo und Phasenverschiebung darstellt (welche noch dazu für hohe und tiefe Tonanteile unterschiedlich verlaufen), ist es erst mit der Verfügbarkeit schneller und billiger Rechnerleistung auf digitalem Wege gelungen, den Effekt im Computer einigermaßen zu simulieren. Die meisten Musiker bestehen jedoch nach wie vor auf dem Original, denn, wie der Keyboarder Bobby Sparks es auf den Punkt bringt: "There's nothing like the real thing, man!" (Nichts ist wie das echte Ding, Mann!)

Downloads

HOHNER Electravox De Luxe - Bedienungs- und Serviceanleitung.pdf (12 Seiten, ca. 3,3 MB)
HOHNER Electravox De Luxe – Musikalische Möglichkeiten.pdf (10 Seiten, ca. 1,6 MB)
HOHNER Electravox De Luxe - Register Chart DIN A4.pdf (3 Seiten, ca. 120 kB)
HOHNER Electravox De Luxe - Register Chart DIN A3.pdf (1 Seite, ca. 120 kB)